Willkommen und Abschied
Der Ausbau der S 11 ist das am weitesten vorangeschrittene Projekt beim Ausbau des Knoten Köln. Die Strecke erhält zwischen Köln-Dellbrück und Bergisch Gladbach ein zweites Gleis. Zusammen mit den Linien S 10 und S 14 verdichtet sich der Takt zwischen Köln-Nippes und Bergisch Gladbach dann erheblich: Statt alle 20 kommt dann fast alle fünf Minuten eine S-Bahn. Der letzte entscheidende Schritt vor der Baureife für den Abschnitt vom Bahnübergang Tannenbergstraße bis zum Bergisch Gladbacher Bahnhof läuft: Die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren wurden beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) eingereicht. Was das für das Großprojekt bedeutet, darüber sprach go.Rheinland-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober mit dem neuen Leiter für das Portfolio Knoten Köln bei der DB Netz AG, Jens Schäfer, und dessen Vorgänger Manfred Gutfrucht.
Ein großes Dankeschön an einen Vollbluteisenbahner
Dr. Norbert Reinkober (NR): Jens, bevor wir in die inhaltlichen Themen einsteigen, möchte ich Dir alles Gute für die neue Aufgabe wünschen…
Jens Schäfer (JS): Danke!
NR: … und mich natürlich bei Dir, Manfred, für Deinen unermüdlichen Einsatz für den Ausbau des Knoten Köln bedanken. Ich bin mir sicher, ohne Dich wären die zahlreichen Projekte in unserer Region längst nicht so weit. Du als Vollbluteisenbahner und -ingenieur hast mit Deinem Team Wesentliches zur Weiterentwicklung der Eisenbahninfrastruktur im Knoten Köln beigetragen.
Manfred Gutfrucht (MG): Vielen Dank, Norbert! Ich habe unsere Zusammenarbeit immer sehr geschätzt, denn uns ging es gemeinsam immer darum, im Interesse der Fahrgäste das Bestmögliche in der Region zu realisieren. Doch die Reife insbesondere des Projekts S 11 hat nichts mit meiner Person zu tun, das ist eine Teamleistung. Und ich bin sehr glücklich, dass mein Team jetzt bei Jens Schäfer in den allerbesten Händen ist.
Planfeststellungsverfahren mit Plan: Die Bürger*innen werden in den Prozess eingebunden
NR: Jens, das Planfeststellungsverfahren für den ersten Teilabschnitt bei der S 11 ist Ende 2022 gestartet. Gibt es bereits Signale aus dem EBA und von der Bürgerschaft?
JS: Ohne dem Ergebnis der Offenlegung vorzugreifen, die Einspruchsfrist läuft ja noch, sind wir von den bisherigen Einwendungen angenehm überrascht. Es gab überwiegend positive Rückmeldungen aus der Öffentlichkeit.
NR: Der Abschnitt Tannenbergstraße – Bergisch Gladbach ist ja nur einer von mehreren. Welcher ist für die Planungen der komplexeste Abschnitt und warum?
MG: Da ist sicher zum einen der Abschnitt im Thielenbruch zu nennen, auch weil er eine sehr symbolische Bedeutung hat. Dass das Areal als Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet bestmöglich geschützt wird, ist allen Projektbeteiligten ein wichtiges Anliegen, weshalb wir unter anderem ja auch ein Grundwassermonitoring sowie die Kartierung von Reptilien- und Amphibienvorkommen durchführen lassen. Am umfangreichsten und aufgrund der Innenstadtlage am komplexesten werden die Arbeiten für die neuen Bahnsteige in Messe/Deutz und am Hauptbahnhof sein.
JS: Ich finde, dass die Bürger*innen-Beteiligung und die Information von Anrainer-Kommunen und Naturschutzverbänden beim Projekt S 11 vorbildlich gelaufen sind. Was wir an Anregungen aus der Bürgerschaft und von Interessenverbänden mitgegeben bekommen haben, die dem Projekt wirklich guttun, ist großartig. Eine tolle Teamleistung, die DB und go.Rheinland da mit Unterstützung des Landes hinlegen konnten.
NR: Das kann ich nur unterstreichen. Bürger*innen und Interessenverbände frühzeitig einzubeziehen, macht absolut Sinn. Man erhält nicht nur wichtige Hinweise für die konkrete Projektgestaltung, sondern schafft im Idealfall auch mehr Identifikation mit und Akzeptanz für das Projekt. Denn eines ist klar: Mit langwierigen Gerichtsverfahren und Stillstand beim S-Bahn-Ausbau werden wir die politischen Ziele für den Klimaschutz nicht erreichen können. Ich hoffe deswegen und im Sinne eines besseren Angebots für die Fahrgäste nach dem Ausbau sehr, dass die Planfeststellung als letzte Hürde vor der Baureife zügig abgeschlossen werden kann.
Der Ausbau der S 11 macht den SPNV konkurrenzfähig
MG: Dass wir nach dem Ausbau der S 11 ein absolut konkurrenzfähiges Angebot zum eigenen Pkw haben werden, davon bin ich überzeugt. Die Bergisch Gladbacher Straße ist eigentlich immer verstopft und wenn alle fünf Minuten eine S-Bahn fährt, kann ich als Fahrgast zum Haltepunkt gehen, ohne vorher den Fahrplan zu checken. Mit dem neuen Angebot werden für Bergisch Gladbach, woher die größte Zahl an Menschen nach Köln einpendelt, ganz neue Zeiten der Mobilität anbrechen.
Abschied mit Wehmut, aber auch mit neuen Plänen
NR: Mal ehrlich, Manfred, blutet Dir nicht das Herz, dass Du den Abschluss des Projekts nicht mehr zu „aktiven“ Zeiten erlebst?
MG: Doch natürlich, aber dass man nicht alle Projekte bis zum Ende begleiten kann, ist eine Tatsache, der man sich bewusst ist, wenn man in unserer Branche unterwegs ist: Die Mühlen mahlen langsam. Und wenn man seine Projekte in guten Händen weiß, wie bei Jens und seinem Team, dann fällt das Loslassen nicht gar sooo schwer.
NR: Was wirst Du mit der neuen Freizeit anfangen?
MG: Ich gebe zu, derzeit überwiegt noch das weinende Auge. Nach 50 Jahren geht man nicht ganz ohne Wehmut. Aber natürlich gibt es auch bei mir ebenfalls ein lachendes Auge und ich freue mich auf das Kommende: Ich plane, gemeinsam mit meiner Frau, Reisen mit der Arbeit in Hilfsprojekten in Entwicklungsländern zu verbinden. Zudem möchte ich gerne an ein altes Hobby, das Kochen, wieder anknüpfen. Das hat in den vergangenen Jahren sehr gut, aber allzu oft meine Frau übernommen. Und natürlich werde ich mal eine Testfahrt nach Bergisch Gladbach unternehmen, wenn der Ausbau vollzogen ist. (alle lachen)
Mehr Informationen zum Ausbau des Bahnknoten Köln gibt es auf der Seite der S-Bahn Köln. Zur Website